Das Kind hat hundert Sprachen

Das Kind
besteht aus Hundert.
Hat hundert Sprachen,
hundert Hände,
hundert Gedanken, 
hundert Weisen
zu denken, zu spielen und zu sprechen.
Hundert – 
Immer hundert Arten
zu hören, zu staunen und zu lieben.
Hundert heitere Arten
zu singen, zu begreifen, 
hundert Welten zu entdecken,
hundert Welten frei zu erfinden,
hundert Welten zu träumen.
Das Kind hat hundert Sprachen
(und hundert und  hundert und hundert),
Neunundneunzig davon aber
werden ihm gestohlen
weil Schule und Kultur
Ihm den Kopf und Körper trennen.
Sie sagen ihm:
Ohne Hände zu denken,
ohne Kopf zu schaffen, 
zuzuhören und nicht zu sprechen,
ohne Heiterkeit zu verstehen,
zu lieben und zu staunen
nur an Ostern und Weihnachten.
Sie sagen ihm:
Die Welt zu entdecken
die schon entdeckt ist.
Neunundneunzig von hundert
weren ihm gestohlen.
Sie sagen ihm:
Spiel und Arbeit,
Wirklichkeit und Fantasie,
Wissenschaft und Imagination,
Himmel und Erde,
Vernunft und Traum
seien Sache, die nicht zusammenpassen.
Sie sagen ihm kurz und bündig,
dass es keine Hudert gäbe.
Das Kind aber sagt:
Und ob es Hundert gibt.
Loris Malaguzzi

Life is good.
www.andy-guettner.de | www.roninz.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>